„Mascha ist so stark – für sie geht es immer weiter“

Ein Jahr Haft und Stuttgarter Friedenspreis: Wie steht es um Maria Kalesnikava in Belarus?

Im September 2020 wurde Maria Kalesnikava, eine der VertreterInnen der belarussischen Demokratiebewegung im Kampf gegen Präsident Alexander Lukaschenko festgenommen, nun droht ihr eine Haftstrafe und Arbeitslager. Für ihre Rolle bei den Bürgerrechts­protesten erhält Kales­nikava, die zwölf Jahre lang in Stuttgart lebte, den Stuttgarter Friedenspreis. Die Musikerin gründete unter anderem die hiesige Ini­tiative Interakt, die experimentelle Kunst- und Kultur-Formate fördert. Ihre Vorstandskolleginnen, Theatermacherin Jasmin Schädler (li.) und Sängerin Viktoriia Vitrenko (Mi.), sprechen über Kalesnikavas Situation.

 

LIFT Wann hatten Sie das letzte Mal Kontakt zu Maria Kalesnikava?

Vitrenko Sie hat mit uns an Projekten gearbeitet, bis zu dem Zeitpunkt als sie sich auf ihre Rolle als Wahlkampfleiterin von Viktor Babariko konzentrierte. Dennoch waren wir weiterhin in Kontakt. Das wurde aber immer schwieriger. Mit der Verhaftung brach der Kontakt ab. Nun haben wir nur die Infos, die über ihren Anwalt an ihre Schwes­ter gehen, wenn der gerade nicht mal wieder seine Lizenz verliert oder selbst verhaftet wird.

LIFT Bei ihrem Prozess wurde Kalesnikava in einem Käfig vorgeführt, doch sie lächelte in die Kamera. Glauben Sie, sie wird weiter so mutig Lukaschenko die Stirn bieten?

Schädler Das hört sich jetzt vielleicht komisch an: Auch wenn sie  in Haft kommt, mache ich mir wenig Sorgen. Wenn es jemand schafft, dann sie. Ob uns das Geld ausging oder irgendetwas schief ging, sie blieb immer positiv und zuversichtlich. Daher wird sie nicht den Mut verlieren. Sie ist so stark.

LIFT Sie ist nun Trägerin des Stuttgarter Friedenspreises. Was bedeuten ihr solche Preise?

Schädler Es wird ihr bestimmt viel bedeuten. Das Wichtigste ist jetzt, dass die Proteste in der bela­russischen Bevölkerung weiter wahrgenommen werden.

LIFT Wie sollte sie von Deutschland aus unterstützt werden? 

Vitrenko Politisch müsste da einiges geschehen, doch das können wir nicht beeinflussen. Wir versuchen in unserem Metier unseren Beitrag zu leisten. Derzeit startet unser Klangkunst- und Neue-Medien-Projekt „Independence without Borders“, an dem ukrainische und deutsche KünstlerInnen zusammenarbeiten. Die Konzertreihe, die daraus ab Ende September entsteht, widmet sich dem Thema. Zudem unterstützen wir den Stuttgarter Kulturverein Belarus.

Dieser Artikel ist aus LIFT 09/21

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