Haben Sie der CDU schon gratuliert, Herr Heckert?

Knöpft die Klimaliste BW den Grünen bei der Landtagswahl Stimmen ab?

Seit mehr als zwei Jahren engagiert sich Jonathan Heckert bei Fridays-for-Future, nun tritt der 18-jährige Stuttgarter für die Klimaliste BW zur Landtagswahl an. Im Gespräch mit LIFT nimmt er Stellung zur Kritik, dass die Konkurrenz zu den Grünen dem politischen Gegner in die Hände spielen könnte.

 

LIFT Die Klimaliste tritt in 67 von 70 Wahlkreisen an. Wie optimistisch sind Sie, dass wir Ihnen am 14. März zum Einzug in den Landtag gratulieren dürfen?

Heckert Mir ist klar, dass wir uns da eine Mammutaufgabe gestellt haben. Aber ohne die Hoffnung, es schaffen zu können, wären wir nicht zur Wahl angetreten.

LIFT Apropos Glückwunsch: Haben Sie schon ein Gratulationsschreiben an Susanne Eisenmann von der CDU in der Schublade? Bei einem engen Wahlausgang könnte die Klimaliste das Zünglein an der Waage sein.

Heckert Unser Ziel ist nicht, die Grünen zu schwächen oder ihnen Stimmen zu klauen. Womöglich stärken wir sie sogar, indem wir den Diskurs im Wahlkampf mehr in Richtung Klimaschutz verschieben. Dadurch verliert dann vor allem die CDU, die keine Lösungen für die Klimakrise anbietet.

LIFT Eine riskante Strategie. Also lieber mit Maximalforderungen untergehen als pragmatisch gewinnen? Das erinnert an die letzte Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl.

Heckert Ich verstehe diese Bedenken. Neben dem Einzug der AfD in den Bundestag war die OB-Wahl die größte politische Enttäuschung, die ich erlebt habe. Natürlich muss man Kompromisse eingehen können – bis zu einer gewissen Grenze. Diese wird mir beim Wahlprogramm der Grünen zu oft überschritten.

LIFT Könnte man innerhalb der Grünen nicht mehr bewegen?

Heckert Um radikalere Forderungen wie unsere innerhalb einer so etablierten Partei durchzusetzen, bräuchte es viel mehr Zeit, als diese direkt zur Wahl zu stellen. Dennoch stünden wir für eine Koalition zur Verfügung, schließlich sind die Grünen trotz inhaltlicher Diskrepanzen unsere nächsten Verbündeten.

LIFT Ihr Motto lautet: Think global, act local. Wie würde das für Stuttgart aussehen?

Heckert Gerade in Stuttgart haben wir eine extrem hohe Verantwortung, weil hier mehrere große Automobilhersteller und deren Zulieferer ihren Sitz haben. Auf die Verkehrswende haben wir deshalb einen sehr großen Einfluss. Als eine der wirtschaftsstärksten Regionen der Welt könnte Baden-Württemberg mit ambitionierten Klimazielen für andere Regionen ein Vorbild sein.

LIFT Was sagen Sie den Menschen, die dann ihre Jobs – etwa in der Automobilindustrie – verlieren?

Heckert Die Klimaliste hat den Anspruch, da Lösungen anzubieten, aber eben auch die Wahrheit auszusprechen: dass es so nicht mehr weitergehen kann. Die CDU gaukelt das den Leuten vor. Durch die nötige Transformation fallen zwar Jobs weg, aber dafür entstehen an anderer Stelle neue, auf die man die Menschen vorbereiten kann.

LIFT Durch die Pandemie ist das Klimathema in den Hintergrund gerückt. Wie überzeugen Sie Menschen, die von der ständigen Krisenstimmung erschöpft sind?

Heckert Man muss ihnen begreiflich machen, dass uns die Klimakrise in jedem Fall treffen wird – die Frage ist nur, wie hart. Wenn wir jetzt handeln, können wir schon mit verhältnismäßig leichten Maßnahmen viel bewegen. Später müssten diese viel härter sein, um noch etwas ausrichten zu können.

 

Klimaliste BW [www.klimaliste-bw.de]

Dieser Artikel ist aus LIFT 03/21

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