Kippen ja, kiffen nein?

Graskonsum in der Stuttgarter Kneipenszene: wo darf gekifft werden?

Zum Afterwork in die Stammkneipe einkehren, sich mit einem Drink zurücklehnen und einen durchziehen – seit der deutschlandweiten Teillegalisierung von Cannabis nach aktueller Gesetzeslage möglich. Ein Blick auf die Resonanz der Stuttgarter GastronomInnen zeigt jedoch: es ist kompliziert.

Foto: Pexels/RDNE Stock Project

Zum Afterwork in die Stammkneipe einkehren, sich mit einem Drink zurücklehnen und einen durchziehen – seit der deutschlandweiten Teillegalisierung von Cannabis am 1. April ist die Traumvorstellung vieler KifferInnen im Kessel nach aktueller Gesetzeslage möglich geworden.

Ein Blick auf die Resonanz der Stuttgarter GastronomInnen zeigt jedoch: Die Frage, in welchen Kneipen und unter welchen Rahmenbedingungen der Cannabiskonsum erlaubt ist, sorgt für Diskussionen.

Allgemein gilt auf Grundlage des Hausrechts, dass Gastronomiebetreibende selbst darüber entscheiden dürfen, ob sie das Kiffen unter ihrem Dach genehmigen oder verbieten. „Für den Konsum von Cannabis in der Gastronomie gelten die Regelungen des Konsumcannabisgesetzes und, soweit Cannabis in Verbindung mit Tabakerzeugnissen konsumiert wird, auch die Vorschriften des Landesnichtraucherschutzgesetzes“, erklärt Harald Knitter, Pressesprecher der Stadt Stuttgart.

Auch in sogenannten Verbotszonen ist der Konsum in Innenräumen unter Berücksichtigung der Regelungen erlaubt, während Außengastros zurückstecken müssen.

Doch trotz der neuen rechtlichen Freiräume gilt in vielen Bars und Kneipen noch immer: Kippen ja, Kiffen nein. „Wir haben uns gegen den Konsum in unserer Gaststätte entschieden“, erzählt Sokrates Verropoulos, Inhaber des Arigato in der Tübinger Straße.

Auch in der Jakobstube im Leonhardsviertel und der Wikinger Bierstube am Charlottenplatz müssen Joints und andere Konsummittel draußenbleiben. Zu den Gründen zählen unter anderem eine allgemeine Haltung gegen Drogen, die Unterbindung von ungewünschtem „Passivkiffen“ und die Sorge, dass die Kundschaft dann nur noch zum Smoken, anstatt zum Trinken kommt. Denn so bleibt der Umsatz der Bars und Kneipen aus.

Eine Location, die sich ganz offen für den Konsum ausspricht, ist die Bar Junglez in Stuttgart-West. Ab dem 5. Mai ist hier kiffen erlaubt. Der Kauf und Verkauf von Cannabis bleibt weiterhin illegal, dafür werden aber alle nötigen Hilfsmittel wie Grinder, Papes und Filter sowie Snacks für den Fressflash erhältlich sein.

Im Café Galao beim Marienplatz will man die neuen Regelungen auskosten. „Natürlich waren wir für die Legalisierung. Aber der Konsum von Cannabis ist bei uns nur eingeschränkt möglich“, so Inhaber Reiner Bocka. Man wolle ein positives Klima gegenüber Gästen pflegen, die verantwortungsbewusst und selbstbestimmt Drogen und andere Suchtmittel wie Alkohol konsumieren. „Wichtig ist uns, dass unsere Gäste respektvoll und sensibel mit sich und anderen umgehen“, erklärt er.

Während das Kiffen in den Innenräumen verboten bleibt, orientiert man sich im Außenbereich an der Verbotszonen-Karte, die Bereiche im unmittelbaren Umkreis von Schulen, Spielplätzen und Co. kennzeichnet. „Am letzten Tisch an der Hausseite ist der Konsum von Cannabis erlaubt. Alle anderen Tische sind Bubatz-freie Zonen“, so der Inhaber.

Auch Unschlüssigkeit und der Wunsch, die Entwicklungen abzuwarten, bevor voreilige Schlüsse gezogen werden, bewegen die Entscheidungsfindung diverser Bars. „Wir haben bisher noch keine finale Regelung getroffen, da wir erst einmal beobachten wollen, inwieweit das bei uns überhaupt ein Thema wird“, erklärt Felix Klenk, Betreiber der Suessholz-Bar am Wilhelmsplatz. Stand jetzt untersage man BesucherInnen des Außenbereichs das Kiffen nicht, da der Standort der Bar keiner Verbotszone angehört und man auf die Eigenverantwortung der Gäste setze. „Sollten wir negative Entwicklungen wahrnehmen, ist es möglich, dass wir den Konsum in Zukunft untersagen. Im Innenbereich ist bei uns sowieso Rauchverbot“, fügt er hinzu.

Ob der Graskonsum die lokale Bar- und Kneipenkultur langfristig wandeln wird, und welche Richtung das soziale und politische Echo auf die Legalisierung einschlägt, wird sich vermutlich in den kommenden Monaten zeigen. 

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