Cindy Sherman – Anti Fashion

In der Staatsgalerie spielt Cindy Sherman mit Stereotypen und Schönheitsidealen

Seit knapp 50 Jahren zieht sich das Thema Mode wie ein roter Faden durch das Schaffen der US-amerikanischen Künstlerin Cindy Sherman. Einige ihrer Werke gehören zur Sammlung der Stuttgarter Staatsgalerie. Nun widmet das Museum der Künstlerin eine Ausstellung.

Foto: Untitled #599, 2016/18, Courtesy Hauser & Wirth/Cindy Sherman (li.), Untitled #133, 1984, Staatsgalerie Stuttgart/Cindy Sherman (Mi.), Staatsgalerie Stuttgart (o.re.), Untitled #462, 2007/08, Privatsammlung Europa/Cindy Sherman (u.re.)

Vogue, Harper’s Bazaar, Interview Magazine und Co. – seit knapp 50 Jahren zieht sich das Thema Mode wie ein roter Faden durch das Schaffen der US-amerikanischen Künstlerin Cindy Sherman. Die Liste bekannter DesignerInnen, Fashion-Brands und Modezeitschriften, mit denen sie zusammenarbeitet, ist lang. Einige ihrer Werke, die dabei entstanden sind, gehören zur Sammlung der Stuttgarter Staatsgalerie.

Nun widmet das Museum der Künstlerin in Zusammenarbeit mit Cindy Shermans Studio in New York und ihrer Galerie Hauser & Wirth eine Ausstellung. Die Schau beleuchtet das  Wechselspiel aus Mode und Kunst in Shermans Arbeiten. Denn die Künstlerin lässt sich in ihrem Schaffen nicht nur von der Modebranche inspirieren, sie selbst setzt wesentliche Impulse für eine ganze Generation von DesignerInnen und Fotografen und Fotografinnen.

„Es war uns wichtig, die Arbeit Shermans aus einer neuen Perspektive zu zeigen, denn es gab bereits so viele Retrospektiven zu Cindy Sherman“, erklärt Alessandra Nappo, Kuratorin der Schau. Gezeigt werden Werke aus den frühen Siebziger Jahren bis heute – immer im Kontext der Mode. So auch in  Werken aus den Siebzigern, wie der Serie „Cover Girls“. „Darin inszeniert Sherman sich selbst auf den Covern berühmter Fashion-Magazine und bearbeitet die Gesichtszüge bis ins Groteske“, erklärt Kuratorin Nappo. „Sie stellt damit tradierte Vorstellungen von Schönheit infrage.“ „Die Arbeiten Shermans stehen im Widerspruch zu den Hochglanz-Models und Schönheits­idealen der 80er Jahre. Die Künstlerin selbst sagt, dass sie mit hässlichen Bildern schockieren wollte“, so Kuratorin Nappo. Im Rahmen einer Kampagne für die japanische Modemarke Comme des Garçons  der Designerin Rei Kawakubo entwirft sie ein Postkartenset, das auch in der Ausstellung gezeigt wird. „Die Kampagne für Comme des Garçons war eine bahnbrechende Kampagne, denn Sherman spielte provokant mit der Modewelt und den Exzessen der 1990er Jahre, wie etwa dem ‚Heroin Chic‘“, so Nappo.

Für Cindy Sherman ist das Thema Mode Ausgangspunkt für kritische Fragen nach Gender, Stereotypen und dem Umgang mit dem Alter. Letzteres wird etwa in der Serie mit Looks von Balenciaga für Vogue Paris (Bild u. re.) deutlich, in der Sherman auf satirische Weise die Mitglieder der amerikanischen High Society p­arodiert, die ewiger Jugend nacheifern. Einen sehr aktuellen Bezug bietet die Serie „Project Twirl“ (li.) für Harper’s Bazaar, für die sich die Künstlerin in Posen realer InfluencerInnen inszeniert. Deutschlandweit erstmals museal gezeigt wird die Serie, „Men“, für eine Männerkollektion der Designerin Stella McCartney, in der Sherman männliche Stereotype entkräftet.

Neben  Einblicken in Shermans Verständnis der Modewelt, können sich BesucherInnen auf ein Rahmenprogramm aus Workshops und Führungen freuen. On Top gibt’s Talks mit Stuttgarter AkteurInnen aus der hiesigen Mode- und Kunstszene, die aktuelle Fragen zu Fashion, Fotografie und Gender diskutieren. Ein Highlight: Die „Lange Nacht der Übergänge“ am 28. April, bei der das Staatsorchester Stuttgart Shermans Werke musikalisch interpretiert.      

 

Cindy Sherman – Anti Fashion [21.4.-10.9., Staatsgalerie Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 30-32, S-Mitte, Di-Mi 10-17, Do 10-20, Fr-So 10-17 Uhr, www.staatsgalerie.de]

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