Caffee West

Aus den Boxen schallen sehn­süchtige Balkanballaden und die Hälfte der Männer im Laden singt mit. Niemand spricht deutsch miteinander, selbst die Barfrau versteht uns nur mit Mühe. Wir gehören hier nicht hin, so viel ist klar. Willkommen fühlen wir uns trotzdem: Ein Mann vom Tresen lädt uns auf ein zweites Bier plus Sliwowitz ein und übersetzt die Liedtexte, „das ist wie Udo Jürgens für euch“, grinst er und erzählt uns seine Geschichte.

Anfang der Siebziger kam er mit elf aus Kroatien nach Deutschland, eine Heimat ist beides für ihn. Das gilt auch fürs Caffee West, wo Kroaten, Serben und Albaner nicht nur zusammenkommen, sondern auch miteinander aus. Irgendwann lobt er Putin und schimpft auf den Westen, politisch liegen plötzlich Welten zwischen uns. Auf dem Fernseher an der Wand läuft „Mission Impossible“, passend zu unserem Be­mühen, einander irgendwie einig zu werden. Am Ende besteht er dennoch darauf, auch noch unser erstes Bier zu zahlen. Agree to dis­­­agree – in Zeiten wie diesen vielleicht wertvoller denn je.