Vom Backpacker bis zum Kreuzfahrer: Wir haben die Stuttgart-Tipps für jeden Reise-Typ
So geht Sommerurlaub im Kessel
In Zeiten von Corona ist auf der sicheren Seite, wer zuhause bleibt. Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen – auch der Kessel kann überfüllte Strände, besoffene Animateure und Ausblicke ins Nirgendwo bieten! Das LIFT-Reisebüro zeigt, wie über den Kesselrand innerhalb des Kesselrands geht! Besser wird’s dieses Jahr eh nicht.

Die Strandurlauber
Klar kann Stuttgart auch Strand – zum Beispiel am Stadtstrand in Bad Cannstatt. Dass das Wasser locker 100 Meter weit weg ist, kennt man vom überfüllten Balearenbeach. Wer aber als gewohnheitsmäßiger Pauschalurlauber eh mehr Wert aufs Büffet legt, verbringt seinen Sommer stattdessen einfach auf der Königstraße – im Wechsel zwischen dem Skybeach auf dem Kaufhof-Dach und dem Büffet-Restaurant in der vierten Etage. Die Kinder werden derweil gleich morgens bei den Spielwaren im dritten Stock abgestellt. Endlich Erholung!
Die Kreuzfahrer
Die gebuchte Kreuzfahrt fühlt sich nun doch zu riskant an? Kein Problem, auch die lässt sich spielend leicht simulieren: Einfach einen der Baucontainer zwischen Rosensteintunnel und Wilhelma mit Fensterblick zum Neckar buchen, zwei Wochen drinbleiben und sich alle Mahlzeiten an die Tür liefern lassen. Deutlich günstiger als die Zwangs-Quarantäne in der Aida-Kabine!

Die Backpacker
Ganz gleich, ob Bangkok oder Backnang – Hauptsache, klingt irgendwie exotisch. Die „Fressgasse“ in Stuttgart Mitte geht mit ihren zwei Thai- und zwei Chinarestaurants ja sowieso schon fast als Khao San Road für Reiche durch, zumal man hier tatsächlich authentischer isst als beim überlaufenen Original. Und ob Maya Bay oder Bärenseen: Die „Geheimtipps“ im Lonely Planet sind eh wie eine Nachricht, die sich gleich nach dem Lesen selbst zerstört. Worauf es wirklich ankommt, ist das echte Backpacker-Feeling in billigen Absteigen. Ein prima Kandidat hierfür wäre zum Beispiel die Stuttgarter „Oase der Ruhe“ mit sagenhaften 5,4 Punkten bei Booking.com. Kleine Kostprobe gefällig? „In der Nacht kamen lauter Viecher heraus, Kakerlaken und Wansen (sic!).“ „Das Fenster fiel bei dem Versuch, es zu öffnen, auf uns runter.“ „1 Bad für 8 Räume. Langer Stau vor der Dusche.“ „Käfer, Moder, Knastatmosphäre.“ Also wenn das nicht nach Backpacker-Urlaub klingt?

Die Partytouristen
Mal ehrlich: Wer hauptsächlich zum Saufen nach Malle fliegt, der braucht kein Meer – für den reicht auch der Eckensee. Stuttgart hat vielleicht keinen Ballermann, ist aber weltweit bekannt für eine „Party- und Eventszene“, die’s auch mal ordentlich krachen lässt. Anders als im Urlaub muss man nachts am hell ausgeleuchteten Platz auch keine Angst vor Taschendieben haben und wird, hat man’s dann doch mal übertrieben, immer sicher eskortiert – die omnipräsente Stuttgarter Polizei als Freund und Helfer macht’s möglich. Kleiner Wermutstropfen: mal wieder „Knastatmosphäre“ in den Gästezimmern. Gleich mal bei Booking.com bewerten...
Die Abenteurer
Manche brauchen im Urlaub eben einfach den Adrenalin-Kick. Für die muss es mindestens der Trip in die Geisterstadt bei Tschernobyl sein oder ein Wandertreck durch Kim Jong-Uns Nordkorea. Wie wär’s stattdessen mit Survival-Swimming im giftigen Max-Eyth-See oder einer unterirdischen Kanu-Tour durch die wilden Ströme des stinkenden Nesenbachs? Die größte Mutprobe bleibt aber: als bekennender S21-Fan zur Montagsdemo kommen – mehr Nervenkitzel gibt’s nur beim Kiffen auf den Philippinen.

Die Influencer
„Arbeiten“, wo andere Urlaub machen – das ist für Reiseblogger und andere Influencer erst einmal vorbei. Die bekamen früher für ein Dutzend Fotos mit dramatischem Filter und billige Lobpreisungen teure Urlaube für lau. Grinsende Selfies vor dem Eiffelturm oder dem Holocaust-Mahnmal? Schluss damit. Da hilft für ProfilneurotikerInnen nur noch der Greenscreen in der eigenen Wohnung – das Selfie vor der grünen Tapete kann so per Photoshop an jeden x-beliebigen Ort der Welt versetzt werden. Solange die Likes stimmen, ist den Selbstdarstellern die Welt da draußen schnuppe – und das WLAN ist in Zuffenhausen eh stabiler als auf den Bahamas.