Tavma Watch Party

Konversation statt nur berieseln lassen

Egal, ob im Kinosaal oder alleine auf dem Sofa – wenn’s ums Filmeschauen geht, findet kaum Konversation statt. Der Tavma Film Club aus Stuttgart will das ändern: Durch „konversationelle“ Watch Partys sollen sich Filmschaffende und ZuschauerInnen begegnen und in einen Austausch kommen. In unregelmäßigen Abständen fand die Veranstaltungsreihe schon im vergangenen Jahr statt. Jetzt sollen die Watch-Partys aber mindestens einmal im Monat in verschiedenen Spielstätten in Stuttgart steigen.

Gezeigt werden Langfilme mit interkulturellem Bezug. „Unsere Intention ist es, Filme zu zeigen, die außerhalb des Mainstreams sind. Wir wollen FilmemacherInnen eine Stimme geben, die nicht die Plattform oder das Budget haben, auf sich aufmerksam zu machen“, so Initiator Willy Rollé. Oft werden in den Filmen Menschen, Orte und Phänomene dokumentiert, die bis dato kaum jemand auf dem Schirm hatte.

Deshalb ist der Abend nach dem Filmschauen auch noch nicht vorbei: „Ich denke nicht, dass man jeden Film besprechen muss, es gibt aber Filme die dafür prädestiniert, ja sogar dafür gemacht sind, dass man über sie spricht.“ Deshalb startet nach der Vorführung die Diskussion.

Beim Termin Ende April im Linden-Museum steht etwa der Film „Guangzhou – Dream Factory“ (Bild) auf dem Programm. Guangzhou ist eine alte Hafenstadt in Südchina, die zur Metropole des Massenkonsums geworden ist. Jährlich reisen mehr als eine halbe Million AfrikanerInnen nach Guangzhou, um Waren zu erstehen und diese dann in Afrika weiterzuverkaufen.

Über die Jahre haben sich einige entschieden zu bleiben, und in China, wo alles möglich zu sein scheint, ihr Glück zu versuchen. Ob der Schein trügt oder China tatsächlich das neue Land der Möglichkeiten ist, wird im Dokumentarfilm von Christiane Badgley aufgedeckt.

Bei der Watch-Party wird die Regisseurin vor Ort sein, um die Hintergründe zu beleuchten. Der Film kritisiert den Kapitalismus des 21. Jahrhunderts und lässt tief in die Träume und Bestrebungen der afrikanischen Minderheit im großen Wirrwarr des „Made in China“-Handels blicken.

Zudem wird’s ein ExpertInnengespräch rund um die Thematik der afrikanischen Migration in China geben. Die anschließende Diskussion mit dem Publikum ist erwünscht. Teilnehmen kann man sowohl vor Ort im Linden-Museum als auch digital.

Im Mai geht es gleich mit zwei Terminen weiter: Im Theater am Olgaeck wird der Film „Black Medusa“ (21.5.) gezeigt, in dem es um die Position der Frau in der arabischen Welt geht. Einige Tage später läuft im Linden-Museum das preisgekrönte Migrationsdrama „Borga“ (25.5.), in dem das Leben eines jungen Mannes porträtiert wird, der in den Slums Ghanas geboren wurde und sein Glück in der Flucht und anschließend im fernen Deutschland sucht. Beide Veranstaltungen sind ebenfalls hybrid konzipiert, eine Teilnahme ist also auch digital möglich.

Tavma Watch Partys [28.4. 19 Uhr, Linden-Museum, Hegelplatz 1, S-Mitte, Anmeldung Online-Ticket via info@tavma.net, www.tavma.net]

Dieser Artikel ist aus LIFT 04/22

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