Die neuen Stimmen Stuttgarts

Podcaster und Vlogger aus dem Kessel

Irgendwas zwischen Radiosendung, Talkshow und der Sprachnachricht an die beste Freundin: Podcasts und Vlogs erzählen Geschichten, kommentieren den Sport, üben Kritik an Filmemachern oder der Gesellschaft und sind dabei oft so lebhaft und nah am Publikum, dass sie mit einem guten Buch oder der Lieblingsserie mithalten können. LIFT stellt die spannendsten Formate aus dem Stuttgarter Kessel vor.

Unter Freunden: Er Sie & Ich

Seit zwei Jahren produzieren Liya Rediet und Yaw Kyeremeh wöchentlich einstündige Podcast-Episoden, in denen immer wieder Gäste aus dem Stuttgarter Nachtleben zu Wort kommen.

 

Wovon erzählt ihr euren Followern?

„Er Sie & Ich ist ein Podcast über unser Leben, Zwischenmenschlichkeiten und Musik. Wir haben so gesehen keine bestimmten Themen, nur bei Politik halten wir uns noch etwas bedeckt. Uns geht es darum, ein Gespräch zwischen Freunden zu dokumentieren.“

 

Warum macht ihr das?

„Als wir uns kennengelernt haben, stand schnell fest, dass wir beide nicht nur sehr gerne reden, sondern einander auch gerne zuhören. Außerdem wollte Yaw schon immer mal Synchronsprecher werden. Da lag die Idee von einem Podcast natürlich nahe.“

 

Wie erklärt ihr euren Omas, was ihr macht?

„Gute Frage. Am einfachsten ist es, zu sagen, dass wir eine Radiosendung haben. Das funktioniert auch bei Gleichaltrigen am besten. Es wissen nämlich tatsächlich noch immer nicht alle, was ein Podcast ist oder warum wir das machen. Finanzielle Motive sind es jedenfalls momentan nicht.“

[www.soundcloud.com/ersieundich]

Realtalk: Loses Mundwerk

Tina Goc und Sina Talhoff haben offensichtlich Spaß miteinander. Seit diesem Jahr lassen sie in ihrem Podcast alle zwei Wochen die Zuhörer an ihren Gesprächen unter Freundinnen teilhaben.

 

Wovon erzählt ihr euren Followern?

„Wir nehmen uns nie ernste Themen vor. Wir wollen unterhalten. Dabei versuchen wir, über Dinge zu sprechen, die uns gerade bewegen: Reisen, Tinder, Fitnesswahn. Wir nehmen uns unglaublich gern auf die Schippe – und alle anderen auch. Gestern haben wir zum Beispiel alte Liebesbriefe vorgelesen. Außerdem testen wir in jeder Folge Essen, das wir noch nicht kennen. Inzwischen bekommen wir Sachen zugeschickt. Zum Beispiel Crocodile Jerky, Trockenfleisch aus Australien. Das war widerlich.“

 

Warum macht ihr das?

„Wir haben vorher Podcasts gehört, dann war Tina acht Wochen auf Reisen und wir haben uns Voicemessages geschickt. Über diese mussten wir so lachen, dass wir dachten: Das Material zum Podcast haben wir. Nach Tinas Rückkehr im Januar haben wir uns gleich Equipment besorgt. Seitdem bekommen wir wirklich cooles Feedback.“

 

Wie erklärt ihr euren Omas, was ihr macht?

„Ich habe tatsächlich versucht, es meiner Oma zu erklären. Ihre erste Frage war, ob wir uns dabei ausziehen. Für die ältere Generation ist das Internet immer etwas Schmutziges. Meine Oma denkt jetzt also, dass wir topless Märchen erzählen.“

[https://losesmundwerk.podigee.io]

Girlpower: Herz auf Zunge

Die Iranerin Zoreh Ahmadian, die Journalistin Catherina Kaiser und die Koordinatorin integrativer Projekte Marie Eisendick verbindet vor allem ihr gesellschaftliches Engagement. Das spiegelt sich auch in den Themen ihres Podcasts wider.

 

Wovon erzählt ihr euren Followern?

„Wir sind ein Team aus drei Frauen: Marie ist für die Produktion zuständig, Zohreh und Cathi für die Moderation. Wir sind alle befreundet und sprechen im Podcast ohne Filter, eben mit dem Herz auf der Zunge. In der ersten Staffel geht es um Liebe, Körper und Sex – Themen, die uns wohl alle beschäftigen, egal, woher wir kommen. Auch wenn wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, verbindet uns mehr, als uns trennt.“

 

Warum macht ihr das?

„Wir haben bemerkt, dass es zwischen Geflüchteten – und generell Menschen, die neu im Land sind – und Deutschen noch zu wenige Berührungspunkte gibt. Und wenn, dann oft in einem Helfer-Kontext und nicht auf Augenhöhe. Das betrifft besonders Frauen. Dabei hätten gerade wir uns so viel zu erzählen, müssten zusammen wachsen und eine starke Einheit gegen all diejenigen bilden, die gerade unsere Rechte bedrohen.“

 

Wie erklärt ihr euren Omas, was ihr macht?

„Ganz einfach: Oma, wir machen da eine feministische, interkulturelle Radiosendung, die sich jeder kostenlos im Internet anhören kann. Zum Glück sind und waren unsere Omas alle super coole Frauen, die verstehen, warum wir das machen. Frauenrechte und interkulturelles Zusammenkommen sind eben Themen, die heute genauso relevant sind wie vor 60 Jahren.“

[www.herzaufzunge.de]

Kick-Talk: STR – VfB Stuttgart Podcast

Ricky Palm hat schon länger Podcasts gemacht, dann kam Sebastian Rose dazu – inwzischen ist ihr Podcast für sie und ihre Zuhörer so etwas wie eine Gruppentherapie nach dem allwöchentlichen Kick.

 

Wovon erzählt ihr euren Followern?

„Wir reden über Taktik, Vereinspolitik, Fankultur und manchmal auch über Boulevard-Themen. Niemals neutral, oft emotional, immer aus Fansicht.“

 

Warum macht ihr das?

„In guten Zeiten ist der Podcast ein Ventil, um unserer Freude über den VfB Ausdruck zu verleihen. Zugegeben, das kommt eher selten vor. In schlechten Zeiten ist es eine wunderbare Therapiestunde für die Hörer und uns. Das Schöne daran: Sie geben uns über soziale Medien Feedback und teilen uns ihre Ansichten mit. Je schlechter es beim VfB läuft, umso mehr Leute hören zu. Als Markus Weinzierl als Trainer entlassen wurde, gingen die Downloadzahlen sofort hoch. Anfangs fragten wir uns noch: Interessiert das jemanden? Wir unterhalten uns ja nur als Laien über Fußball. Als wir vor ein paar Monaten vierstellige Hörerzahlen erreichten, fragten wir uns schon, ob das normal ist.“

 

Wie erklärt ihr euren Omas, was ihr macht?

„Wir sprechen jeden Montagabend über den VfB Stuttgart. Über das letzte Spiel und alles, was uns sonst bewegt. Die Gespräche nehmen wir auf und stellen sie im Internet kostenlos zum Hören zur Verfügung. Erstaunlicherweise hören das dann manche Menschen tatsächlich an.“

[www.vfbstr.de]

Vorausschauend: Kinocast

Eric Späthe, Kate Kapprell und Chris Bendel teilen eine gemeinsame Leidenschaft: Jeden Montag treffen sie sich zur Sneak Preview in den Innenstadtkinos und sprechen danach im eigenen Podcast darüber.

 

Wovon erzählt ihr euren Followern?

„In unserer wöchentlichen Sendung „Kinocast“ besprechen wir seit 2006 hauptsächlich den aktuellen Film aus der Sneak Preview des Stuttgarter Metropol Kinos und andere Filme, die wir im Kino oder Zuhause gesehen haben sowie die Stuttgarter Kinocharts und Neustarts der Woche. Außerdem diskutieren wir News aus der Filmwelt und neue Trailer. Wir sind aber nicht nur auf Filme beschränkt, oft sprechen wir auch über aktuelle Netflix-Serien, Games oder Ähnliches.“

 

Warum macht ihr das?

„Kurz gesagt: Es macht uns einfach wahnsinnig viel Spaß, uns über Filme und Kino auszutauschen. Wir sind total filmbegeistert und teilen diese Leidenschaft mit unseren Hörern. Durch den Podcast lernen wir auch immer wieder neue Menschen kennen, woraus manchmal sogar Freundschaften entstehen.“

 

Wie erklärt ihr euren Omas, was ihr macht?

„Liebe Omi, du hörst doch gern deine Sendungen im Radio. Wir machen genau dasselbe, nur im Internet, wo man unsere Sendungen jederzeit und überall hören kann. Das kannst Du auch mit Deinem Smartphone.“

[www.kinocast.net]

Sonnig: Innamoriamoci dell Italia

Die Fernsehjournalistin Annalena Hieber hatte genug von der hiesigen TV-Landschaft. Sie setzte sich nach Italien ab und verwirklicht dort nun ihren Traum: Sie erzählt in Reportagevideos von Menschen und ihrer Kultur – journalistisch recherchiert und unabhängig.

 

Wovon erzählst Du deinen Followern?

„Ich erzähle vom unfassbar reichen Kulturgut der Region Apuliens. Und davon, dass das Eintauchen in eine andere Kultur am wertvollsten ist, wenn man auf eigene Faust auf Entdeckertour geht, ohne sich von Bewertungsportalen, Tourismusgiganten oder Navigationsapps ablenken zu lassen. Mithilfe des eigenen wachen Geistes, Intuition und Gesprächen mit Einheimischen kann man viel mehr entdecken.“

 

Warum machst du das?

„Weil Kultur nicht als unprofitables Abfallprodukt der Gesellschaft gesehen werden darf oder als Relikt der Vergangenheit. Die Kultur eines Landes prägt die Regionen und die Menschen, sie schenkt der Gesellschaft einen Reichtum an Schönheit, Wissen und Können. Ich möchte mit meinem Channel ein kleines, zweisprachiges Kulturfilmarchiv schaffen, auf das alle zugreifen können, die klassisch-journalistisches Handwerk und jahrhundertealte Kultur schätzen.“

 

Wie erklärst Du deiner Oma, was du machst?

„Der älteren Generation erkläre ich, dass ich mich einem klassischen Zweig des Journalismus widme, dem Kulturjournalismus, und als Selbstständige das weltweit größte Videoportal im Internet nutze, um zu publizieren. Leute setzen sich heutzutage selten zu einer bestimmten Uhrzeit vor den Fernseher, sie wollen flexibel auf Inhalte zugreifen, wenn ihnen danach ist.“

[Auf Youtube: Innamoriamoci_dell_Italia]

Motivierend: Creative Business Party

Wer kennt es nicht, das beliebte Stuttgart-Wimmelbuch für Kinder? Dahinter steckt die Illustratorin Johanna Fritz, die mit ihrem Podcast und als Coach kreative Frauen und Unternehmerinnen empowern will.

 

Wovon erzählst du deinen Followern?

„Ladies, lasst uns groß denken! Im Business wie im Leben. Ihr könnt alles schaffen und euch genau das Leben aufbauen, dass ihr euch wünscht. Kommt raus aus dem Home-Office, vernetzt euch und nutzt die Gemeinschaft, statt einen auf Konkurrenz zu machen. Vergesst Bescheidenheit. Gemeinsam können wir alles schaffen.“

 

Warum machst du das?

„Eines Tages fand ich mich bei einer Business Veranstaltung für Frauen wieder, in der die Mi-Mi-Mi-Stimmung so erschreckend war, dass es mich regelrecht wütend gemacht hat. Statt bei sich selbst anzufangen, wurden die Männer beschuldigt. An diesem Abend habe ich mir geschworen: Mein Business muss groß werden. Ich will Frauen auch im letzten Kaff Deutschlands erreichen und ihnen klar machen, dass nur sie selbst es in der Hand haben, was sie aus sich machen.“

 

Wie erklärst du deiner Oma, was du machst?

„Oma, du weißt, seit deiner Generation ist einiges passiert: Frauen gehen heute genauso arbeiten wie Männer und ihnen steht die Welt offen. Meine Arbeit ist es, sie dabei zu unterstützen, indem ich sie inspiriere, motiviere und ihnen die notwendigen unternehmerischen Fähigkeiten beibringe.“

[www.creativebusinessparty.de/podcast]

Nachhaltig: Snukieful

Die 26-jährige Marie Johnson spricht mit ihren Followern quasi über alles, was einen in den Zwanzigern beschäftigt. Dabei schafft sie es immer wieder, positive Energie zu versprühen.

 

Wovon erzählst du deinen Followern?

„Auf meinem Youtube-Kanal dreht sich alles rund um die Themen Veganismus, Nachhaltigkeit, Fair Fashion, Naturkosmetik und Ernährung. Außerdem habe ich letztes Jahr ein Videopodcast-Format ins Leben gerufen, in dem ich darüber spreche, was einen mit Anfang/Mitte 20 beschäftigt. Besonders den Austausch mit meiner Community schätze ich sehr.“

 

Warum machst du das?

Angefangen hat alles 2011 – damals noch mit Webcam aus meinem Kinderzimmer. Nachdem ich selbst einigen Youtubern aktiv gefolgt bin, hatte ich Lust, selbst einen Kanal zu starten. In der Schule, kurz vor dem Abi, kam das jedoch nicht so gut an. Viele Mitschüler haben sich über mich lustig gemacht. Heute schmunzel ich nur darüber, damals war das aber ein Grund, erst mal mit Youtube aufzuhören.“

 

Wie erklärst du deiner Oma, was du machst?

„Tatsächlich muss ich meinen Großeltern wenig erklären. Die wissen ziemlich gut Bescheid und verfolgen meine Videos fast schon regelmäßig. Süß ist allerdings, wenn sie davon sprechen, meinen „neuesten Beitrag im Fernsehen“ gesehen zu haben – da merkt man, dass Youtube für sie noch ein böhmisches Dorf ist. Wenn ich es aber doch mal erklären sollte, würde ich sagen: Ich filme Videos, in denen ich etwas über die Umwelt erkläre und Menschen dazu inspirieren will, ihrem Herzen zu folgen – egal, was andere davon halten.“

[www.youtube.com/user/snukieful]

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