Gottlieb – das neue Café am Daimlerplatz

Marko Schumacher hat Schreibtisch gegen Zapf getauscht
Authentisch, unaufgeregt, charmant, verratzt – es gibt so einiges, womit man Bad Cannstatt beschreiben könnte, hip gehört sicher nicht dazu. Ein bisschen mehr Hipness – nicht zu verwechseln mit Hipsterness – bringen jetzt im August Marko Schumacher und seine Frau Elke an den Daimlerplatz.
Der ehemalige Sportjournalist für die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten hat nach mehr als zwei Jahrzehnten das Medienhaus verlassen und macht stattdessen die Café-Bar Gottlieb auf. Gottlieb wegen Gottlieb Daimler, obviously. Hier gibt’s Kaffeespezialitäten aus der Siebträgermaschine, Schönbuch-Bier vom Zapf („aber nur Pils, das Weizen kommt aus der Flasche“), Schorlen, Weinchens und was sonst noch zum Apéro dazugehört sowie selbstgebackene Kuchen und Kleinigkeiten wie Paninis. Vorerst zumindest, „auf lange Sicht möchten wir auch Frühstück und einen Mittagstisch anbieten“.
Die Küche ist auf jeden Fall voll ausgestattet und bereit. Aber lieber klein und übersichtlich beginnen, dann ist die Fallhöhe nicht so groß und man hat Zeit sich einzugrooven, lautet das Motto. Am Personalmangel liegt’s jedenfalls nicht, verspricht der VfB-Experte. Zahlreiche CannstatterInnen aus der direkten Nachbarschaft haben die Baustelle passiert und sich beim frischgebackenen Cafébesitzer gemeldet: Alle möchten Teil des tollen Projekts in ihrer Hood sein und mitarbeiten.
Die Idee dafür brodelte in Marko Schumacher schon lange: „Als Student habe ich schon in der Gastro gearbeitet“, erklärt er. Was eigenes zu eröffnen war anschließend der lang gehegte Traum, den er sich nun mit seiner Frau erfüllt hat.
Dass die Gastro kein Zuckerschlecken ist, ist ihm dennoch klar: „Reich werden wir mit dem Café nicht, auch wenn’s super gut läuft. Das ist aber auch nicht unser Anspruch.“
Aber Seelenfrieden ist ja auch schon was. Ein weiteres Jahrzehnt im Sportjournalismus hätte ihm den auf jeden Fall nicht gebracht, da ist er sich sicher. „Auch, wenn ich an sich einen Traumjob hatte – es war nicht mehr das Richtige“, erzählt er.
Die Medienbranche hat sich in den letzten Jahren in die eine Richtung verändert, Schuhmacher in die andere. Und irgendwann hat es sich halt auch auserzählt, Aufstieg hin oder her.
„Auf das selbstbestimmte Arbeiten – auch wenn es in Summe mehr sein wird – habe ich richtig Lust“, sagt er. Nie wieder Konferenzen, nie wieder Push-Nachrichten und Tickern hinterherrennen. Aber auch kein festes Einkommen, keine geregelten Arbeitszeiten, keine Sicherheit.
Als die Zusage für die Location in der König-Karl-Straße, in der lange ein Blumenladen zuhause war, kam und das Paar seine Freude kaum fassen konnten, wussten beide: „Das ist die richtige Entscheidung.“ Seitdem widmen sich der Ex-Schreiber in Vollzeit und seine Frau und Krankenschwester in Teilzeit um die Café-Bar.
Zwischen damals und dem Laden heute – geschmackvoll und gemütlich mit Kacheln in gedecktem Grün, viel Holz und Liebe zum Design-Detail eingerichtet – standen aber Monate der Arbeit. Eine Nutzungsänderung und Ausschankerlaubnis mussten her, der Außenbereich genehmigt... An den Blumenladen erinnert nur noch das kleine Blümchen im Gottlieb-Logo.
Nun ist das „Gotti“, wie es von den NachbarInnen schon liebevoll getauft worden ist, aber bereit für 30 Gäste innen und 30 außen. Am 5. August wird die Café-Bar eröffnet.
Petra Xayaphoum
Gottlieb [König-Karl-Str. 35, S-Bad Cannstatt, Di-So 14-22 Uhr, www.instagram.com/gottliebstuttgart]