Stuttgarter Food-Bucket-List

Food-Experten verraten, was man in Stuttgart probiert haben muss.

Bier-Offenbarungen und Soul Food aus Jamaika

Werner Dinkelaker von der Schönbuch Braumanufaktur ist Bierspezialist

„Im Bix Jazzclub wurde mir einmal unser dunkles Hefeweizen im Rotweinglas hingestellt – eine Offenbarung! Es schmeckte total anders. Die Form des Glases ist für den Geschmack des Bieres ganz erheblich.Was das Essen angeht, bin ich parteiübergreifend: Bei Eröffnung war sie definitiv eine Skurrilität und das ist sie für mich noch heute: die Falafel „Schlossplatz“ mit Mango Chutney im Vegi Stuttgart – ob als sommerliche Mahlzeit oder Imbiss auf die Hand. Die gibt es in dieser Institution seit mehr als 25 Jahren, als die meisten Leute gar nicht wussten, wie man „vegan“ schreibt.

Im Büffel und Bier in der Calwer Straße bekommt man außerdem tolle Flatbreads und Bowls, für die nur hochwertigste Bio-Zutaten verarbeitet werden. Das Flatbread Dry Aged mit am Knochen abgehangenem Büffelschinken ist fantastisch.

Seinesgleichen sucht auch der jamaikanische Imbiss Patrick’s Stop in Möhringen, in dem man mit dem PFC, dem Patrick Fried Chicken, ein authentisches paniertes und frittiertes Soul-Food-Hähnchen genießen kann.“

Kalter Kaffee aus dem Norden

Die Schwestern Aylin und Ebru bloggen für den Foodblog Woessichheute.de

„Im Kaffeehaus Taraba in Stuttgart-Ost gibt es den besten Kaffee, den wir je getrunken haben. Hier wird in Skandinavien gerösteter Specialty Coffee serviert, der teilweise erst ausgekühlt sein volles Aroma entfaltet. Wir haben uns in den Cappuccino und Hand Brew Coffee mit den Geschmacksnoten Johannisbeere, Tee und Brombeere sofort verliebt.

Der Kaffee ist weit entfernt von der Massenware, die man mit Milch und Zucker bekämpfen muss. Dazu gab es leckere Törtchen, frisch von der Konditorin zubereitet.

Außerdem lohnt sich ein Besuch des Kitchen Restaurant in Esslingen, wo in Wohnzimmer-Atmosphäre außergewöhnliche Köstlichkeiten in Bio-Qualität wie Avocado-Nester oder Hähnchen an der Stange serviert werden.

Last but not least: In der Mozzarella Bar unter der Stuttgarter Paulinenbrücke sind der Mozzarella und die Burrata handgemacht, kommen aus Italien und schmecken unbeschreiblich. Allein für das Tiramisu lohnt es sich, dort vorbeizuschauen

Irre Füllungen, irre Beläge

Heiko Fleck betreibt seit zehn Jahren die Caffè-Bar am Tagblatt-Turm

„Aufgrund der Lage meiner Caffè-Bar Am Tagblattturm in Stuttgart-Mitte interessieren mich besonders Lokale, die ich von hier fußläufig erreiche. Unspektakulär erscheint das Grombier am Josef-Hirn-Platz. Tatsächlich wird hier aber eine Speise angeboten, die es so vorher in Stuttgart nicht gab: gefüllte Ofenkartoffeln. Die Kartoffeln und Salate sind nach Fußballern benannt. Auf Anhieb fällt mir da natürlich die mit Kalbsmaultaschen gefüllte Kartoffel „Klinsmann“ ein.

Unbedingt sollte man aber auch bei unserem Nachbarn im Reiskorn gegessen haben, die sich als „Küche auf Reisen“ verstehen und immer wieder andere Rezepte aus den verschiedensten Ländern der Welt auf den Tisch bringen, wie kykladische Tomatenköfte aus der südlichen Ägäis. 

Skurril sind auch die saisonal wechselnden Pizzabeläge im L.A Signorina am Marienplatz. Was ich so noch nirgendwo sonst gesehen habe, war eine Pizza mit Walnuss, Ziegenkäse, Honig und Feigen. Quasi Greek-Style.“

Italienische Kochkunst trifft schwäbisches Fast Food

Gero Schweizer ist Küchenchef im Schweizers in Stuttgart-Süd

„Ich reise viel, um die Geschmäcker der Welt zu entdecken und habe schon auf Sylt oder in Florida gekocht, aber was ich vor meiner Haus-tür im Stuttgarter Süden entdeckte, ist für mich an kulinarischer Außergewöhnlichkeit kaum zu überbieten: Im Kiosk Olga 120 verbinden sich die feinen Aromen der italienischen Küche mit schwäbischer Bodenständigkeit und sorgen in Form eines Leberkäsweckle à la Florentina für ein Geschmacksfeuerwerk. Kombiniert wird der Leberkäse mit Fleischsalat und Spinat. In seiner vermeintlichen Einfachheit unfassbar genial.

Außergewöhnlich ist außerdem im Klutsch in der Olgastraße schon das Schnitzel an sich. Besonders wird es aber, wenn Fernsehkoch Rainer Klutsch einen seiner monatlich stattfindenden Schnitzel-Abende veranstaltet. Hier ist „Kitchen on Fire“ Programm und wer Klutsch noch nicht in persona erlebt hat, sollte sich eine Reservierung sichern.

Und dann war da noch der Abend, wo mir Vincent Klink in der Wielandshöhe in Cowboyschuhen Kutteln in Tomatensauce servierte...“

Zwischen Stadion und Frittierhimmel

Alexander „Sandy“ Franke ist LIFT-Gastrotester und steckt hinter Ginstr Dry Gin

„Nachts um drei mit ein paar Gin Tonics im Kopf beim Brunnenwirt-Imbiss zu Schweinebauch und Pommes mit wildfremden Menschen über das Stuttgarter Nachtleben diskutieren, besser wird’s nicht. Im Brunnenwirt sind alle gleich, ob Rotlicht-Urgestein, Flaschensammler oder Breuninger-Platinkunde.

Großartig ist auch der afrikanische Imbisswagen in der Daimlerstraße zwischen Cannstatter Bahnhof und dem Carré. Eigentlich will man dort ja nur sein Weg-Bier für den Fußmarsch zum Stadion kaufen, wird dann aber quasi gezwungen, die frittierten Leckereien zu probieren. Auch wenn man bei der Hälfte der Sachen nicht weiß, was es ist – es ist ziemlich gut und lecker und wird so freundlich serviert, dass danach fast egal ist, wie der VfB spielt.

Nicht immer freundlich, dafür aber phänomenal einfallsreich ist man im Imbiss Inn beim SI-Centrum in Möhringen. Mein Geheimtipp ist hier der Wicked Burger mit Spiegelei, Erdnussbutter, grünem Tabasco und Speck. Inmitten von Croupiers von der Spielbank und Musicaldarstellern nach Dienstschluss, toll.“

Wo echte Portugalkenner absteigen

Kreativkopf und Tausendsassa Hannes Steim kennt die Stadt auswendig

„Es gibt sie noch, die Welt da draußen, außerhalb der eigenen (Filter-)Blase: In den Weinbesen und auf den Weinfestchen in der Ecke Untertürkheimer/Uhlbach. Die vergisst man gerne immer wieder. Hier sind meistens die Gäste das Spannende.

Außerdem ein Muss: die Raupe Immersatt, ein Foodsharing Café in der Johannesstraße im Stuttgarter Westen. Hier gibt’s gerettete Lebensmittel, die man entweder kostenlos direkt vor Ort essen oder auch einfach mitnehmen kann, dazu Getränke gegen Spende. Also auch ein prima Ort, wenn man broke ist oder mal eine Möhre mit ‘nem Espresso kombinieren möchte.

Für Portugalfans empfehle ich das portugiesische Zentrum in der Hauptstätter Straße, hier gibt es auch einen Mittagstisch, einfach überraschen lassen. Alternativ auch das Don Carlos direkt ein paar Häuser weiter. Sieht von außen aus, als hätte es vor Jahren schon zugemacht, ist aber seit Jahr und Tag in Familienhand. Wer Überraschungen mag: Die Eintöpfe probieren...“

250 Seiten mit noch mehr Geheimtipps und spannende Geschichten rund ums Ausgehen und Einkehren in Stuttgart und der Region gibt’s in unserem neuen neuen Gastroführer Stuttgart geht aus. Überall im Buch- und Zeitschriftenhandel.

Jetzt bestellen​​​​​​​

...