Der Wasen in Zahlen
Am 27. September startet das Cannstatter Volksfest, das sich selbst als schönstest und größtes Volksfest der Welt betitelt. LIFT kennt die weichen Fakten hinter den harten Zahlen.

Der Wasen kommt insgesamt auf 5 Kilometer Länge – aber auch nur, so lange man noch gerade laufen kann. Der gemeinsame Wasenbesuch steht und fällt also mit dem richtigen Treffpunkt. Direkt vorm Bierzelt? Davon gibt es sieben und in allen läuft dasselbe Lied von Helene Fischer. Beim Autoscooter (sechsmal auf dem Wasen) oder am Maisstand (fünf „unverwechselbare“ Kolben) dürft’s genauso schiefgehen. Bleibt nur die Verabredung an der Fruchtsäule, die sieht man schließlich nur einmal auf dem Festgelände. Zumindest bis zur dritten Maß. Dumm nur, dass sich dort wirklich alle treffen. Life-Hack: einfach ohne Tracht kommen. Damit fällt man garantiert auf.
Von den über 200.000 Wasen-Besuchern pro Tag versucht sich bestimmt jeder Zehnte mindestens einmal beim Dosenwerfen, genaue Zahlen weiß man nicht. Anders bei der Frage, wie oft während der 17 Tage sämtliche Dosen abgeräumt werden. Nämlich genau einmal: beim Abbau. Mit der Zange, um die Nägel wieder herauszuziehen.

Zwei Millionen Liter Bier werden bei jedem Wasen gezapft, rekordverdächtig ist aber auch der Preis: 2019 kostet die Maß bis zu 10,90 Euro – das macht 5,45 für eine Halbe und noch mal genauso viel für den schalen Rest, den man auf den Schoß seines Sitznachbarn verschüttet. Der Nachbar auf der anderen Seite geht aber auch nicht leer aus, schließlich werden jährlich eine halbe Million Göckele vertilgt. Die tauchen später oft in neuem Aggregatzustand wieder auf – spätestens bei der Zugabe der Kapelle, „Hello Again“ von Howard Carpendale.

Rund vier Millionen Besucher kommen zum Wasen und davon nur 40 Prozent aus Stuttgart. Klar, dass da die Hotels im Kessel ausgebucht sind. Deren Betten bleiben trotzdem meist leer. Spontane Liebschaften? Schön wär’s. In Wahrheit finden – vor allem mit der Abschaffung der „Heimweghilfe“ für Betrunkene – viele nicht mehr nach Hause und irren atemlos durch die Nacht wie die Zombies in „The Walking Dead“. Nur dass ihnen keine blutigen Hautfetzen von der Brust hängen, sondern triefende Lederwesten. Andere kommen einfach nicht vom Wasen weg: Für eine Verkehrsapokalypse braucht es in Stuttgart schließlich nicht mehr als einen vom Winde verwehten Einhorn-Ballon am S-Bahnsteig.

1.500 Menschen arbeiten auf dem Festgelände, aber nur einer von ihnen lächelt die ganze Zeit: der Wasenhasi. Man muss sich den Darsteller des Wasen-Maskottchens als glücklichen Menschen vorstellen – anders ließe sich der Anblick dieser menschenunwürdigen Arbeit kaum ertragen. Stumm muss der Wasenhasi die Kommentare Besoffener ertragen, für Selfies herhalten und bei 25 Grad im Schatten in ein Kostüm schwitzen, das seit seiner Einführung vor 13 Jahren vermutlich nicht gewaschen wurde. Nicht mal auf Klo kann er, der Wasenhasi. Also lieber Abstand halten: sieht zwar süß aus, riecht aber streng.
Cannstatter Volksfest [27.9.-13.10. Mo-Do 12-23, Fr 12-0, Sa 11-0, So 11-23 Uhr, Sonderöffnungszeiten: 27.9. 15-0 Uhr, 2.10. 12-0 Uhr, 3.10. 11-23 Uhr, www.cannstatter-volksfest.de]
Termine
- Eröffnungsfeier mit Fassanstich: 27.9 15 Uhr
- Traditionsmorgen: 28.9. 11 Uhr
- Schwäbischer Mundart-Gottesdienst: 29.9. 10 Uhr
- Großer Historischer Volksfestumzug: 29.9. 11 Uhr
- VVS Wasentag: 30.9.
- VfB Wasentag: 1+8.10.
- Familientag: 2.+9.10. ab 12 Uhr
- Große Heißluftballon-Wettfahrt: 12.10.
- Musikfeuerwerk: 13.10. 21:30 Uhr
Führungen
Ein Blick hinter die Kulissen des Volksfestes: Die Entdeckungstour führt durch die Geschichte des beliebten Festes und gewährt besondere Einblicke in das Schaustellerleben. Preis pro Person inkl. Fahrt mit historischem Karussell 15 Euro. Die Anmeldung erfolgt bei Isolde Pfeffer: 0171/8695500 i-w.pfeffer@t-online.de oder isolde.pfeffer@outlook.com