Brycke Stuttgart

Shopping der Zukunft im neuen Konzeptladen der Stadt
An Start-ups mit guten Ideen mangelt es in Stuttgart nicht. An Möglichkeiten, Produkte und Dienstleistungen in attraktiven Ladenflächen in der Innenstadt anzubieten, dagegen schon. Wegen horrender Einzelhandelsmieten dominieren auf und um die Königstraße Ketten und Franchise-Shops. Individuelle Läden müssen meist auf umliegende Stadtbezirke oder auf Onlineshops ausweichen.
Dieser Situation versucht die Wirtschaftsförderung der Stadt mit einem neuen Konzept zu begegnen. In einer Nebenstraße der Haupteinkaufsmeile ging kürzlich der Store Brycke in einem stadteigenen Gebäude an den Start. Die Ladenfläche samt Untergeschoss bietet nun Raum für 30 Firmen und Projekte.
„Die Anforderung für die Bewerbung war, dass die Unternehmen einen regionalen Bezug und etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben“, erklärt Projektleiter Sebastian Reutter.
60 BewerberInnen gab es in der ersten Runde. Man habe sich dann für eine Lösung entschlossen, die alle unterbringt: Die Brycke wird quartalsweise neu besetzt. Die nächsten 30 kommen ab März zum Zug. Bald läuft die Bewerbungsrunde für das zweite Halbjahr an. Den Shop gibt es dann zunächst für ein Jahr.
Inneneinrichterin Anna Dolderer schuf dafür ein modulares System, das an Pop-up-Shops erinnert. Zudem gibt es Bereiche mit Aufenthaltsmöglichkeiten, wo man ein Getränk zu sich nehmen oder co-worken kann.
Zentraler Mieter ist Robin Stelter von Supergut, einem Kiosk mit nachhaltigen Produkten. Auch ein Lieferservice mit veganen Speisen für die Innenstadt gehört zum Angebot.
Die weiteren Mietenden sorgen für eine bunte Mischung. Neben Shops für nachhaltige Fashion und Accessoires für Erwachsene und Kinder, unter anderem von der Stuttgarter Illustratorin Mayha Suaysom gibt es etwa Wein des Kollektivs Edenberg & Tal, das einen alten Weinberg in Stuttgart-Rohracker wiederbelebt hat. Dazu kommen junge Beautyproduktmarken, darunter etwa Iwona Wolf mit ihrem Shop Schöne Schwester sowie Spielwaren. Auch Tüftler-Start-ups können sich hier präsentieren. Darunter etwa eine Firma, die naturbasiertes Verpackungsmaterial erfunden hat.
„Wir wollen mit Brycke niemandem Konkurrenz machen, sondern Dinge ermöglichen, die es ohne uns nicht geben würde“, betont der Leiter der Wirtschaftsförderung, Bernhard Grieb. Der Mietpreis für einen Platz auf der Ladenfläche sei nicht kostenfrei, sondern orientiere sich am marktüblichen Quadratmeterpreis des Umfelds. Der Trick: Es kann nur ein kleiner, erschwinglicher Teil der Fläche gemietet werden. Schon bei einem Quadratmeter geht es los. Die Unterstützung durch die Stadt besteht vornehmlich in der Organisation des Shops, im Marketing und Beratung.
Brycke soll laut Grieb eine Startrampe für neue Geschäftsideen sein, die einen Zugang zur Kundschaft in der Innenstadt benötigen. „Wir sagen bewusst, hier kann Verschiedenes stattfinden. Denn wir wissen, ein Laden, der einfach nur seine Produkte ausstellt, funktioniert heute nicht mehr so gut.“ Es gehe auch darum, in Kontakt zu kommen und ein Netzwerk zu schaffen, in dem etwa Kollaborationen zwischen den Teilnehmenden entstehen können.
Projektleiter Reutter sieht in der Brycke eine Transformationsfläche, die sich auch erst im Laufe der Zeit entwickeln wird. „Alle Beteiligten bringen die Offenheit mit, um mit uns zu ergründen, wie eine Handelsfläche der Zukunft aussehen könnte. Wir lassen ihnen möglichst viel Spielraum, um herauszufinden, was gut zusammenpasst.“
Fabian Stetzler
Brycke [Schmale Str. 9-13, S-Mitte, www.brycke-stuttgart.de]