Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Was klingt wie eine Floskel, wird Ende Juni in Stuttgart erneut unter Beweis gestellt. Denn zwischen dem 21. und 24. Juni bespielt das SWR-Doku-Festival die Innenstadtkinos. Gezeigt werden 30 Dokumentarfilme, deren Themen nicht unterschiedlicher sein könnten.
Im Eröffnungsfilm „Aware – Reise in das Bewusstsein“ (21.6. 19 Uhr) folgt die Regisseurin Frauke Sandig etwa sechs ProtagonistInnen in ihr Inneres: sie nähern sich mal wissenschaftlich, mal spirituell dem menschlichen Bewusstsein.
Regisseurin Katja Trautwein hat stattdessen biografisch gearbeitet: In ihrem Porträtfilm „Friedemann Vogel – Verkörperung des Tanzes“ (22.6. 19 Uhr) über den Stuttgarter Balletttänzer kommen beeindruckende Bilder von der Bühne auf die große Leinwand. Trautwein, John-Cranko-Biograph Thomas Aders und Friedemann Vogel selbst unterhalten sich im Anschluss über die Karriere des Ausnahmetalents.
Als weitere Highlights werden Dokumentationen gezeigt, die durch ihre investigative Arbeit herausstechen. So etwa der Film „Wirecard – Die Milliardenlüge“ (22.6. 19:30 Uhr) der Brüder Benji und Bono Bergmann oder „Dear Future Children“ (23.6. 19 Uhr), des Stuttgarter Regisseurs Franz Böhm. Passend dazu legt auch das zeitgleich stattfindende Dokville Festival den diesjährigen Schwerpunkt auf investigative Dokumentarfilme.
Kuratorin Astrid Beyer vom Haus des Dokumentarfilms spricht von einer Zeit des Umbruchs: „Wir sind im Glauben aufgewachsen, dass Fakten einen Unterschied machen“, erklärt sie. „Doch unsere Gesellschaft entwickelt sich dahingehend, dass sie mehr auf Behauptungen und Meinungen vertraut – egal wie gut die Faktenlage ist.“
Die Pandemie ist ein gutes Beispiel dafür, aber auch im Ukrainekrieg spielen Fake News eine riesige Rolle. Auch darum soll es im ersten Panel „Investigativ Arbeiten – Zwischen Fakes und Fakten“ (23.6. 10:30 Uhr) gehen, bei dem auch Investigativ-JournalistInnen zu Wort kommen.
Sowieso steht beim Dokville nicht der Film im Vordergrund, sondern das Gespräch darüber. Die Veranstaltung, die dieses Jahr erstmals im Hospitalhof und via Livestream stattfindet, fungiert als Branchentreff – dabei sind aber auch Interessierte, die sonst nichts mit dem Dokumentarfilm am Hut haben, willkommen.
Zu jedem Panel werden passende Filmausschnitte gezeigt: „Das hat den Vorteil, dass wir auch Ausschnitte von Dokumentationen zeigen können, die noch in der Entwicklung sind“, erklärt Astrid Beyer.
Hintergründe aus der investigativen Arbeit gibt auch Filmemacher Daniel Harrich, der in den vergangenen Jahren zu brisanten Themen wie Waffenexporte, Terror und Wasserknappheit recherchiert hat. Er ist als Ehrengast geladen und erzählt am 23. Juni von seiner Arbeit.